Die kommenden 2 Wochen werden massive Zuströme an Flüchtlinge in die Schweiz mit sich bringen. Kirchen-helfen.ch wird bis Anfang April bis zu 1000 Personen Zuflucht vor dem Krieg in der Ukraine bieten.

Eine intensive Pionierphase

Drei Wochen ist es her, dass wir uns entschieden haben, einer Gruppe von Frauen und Kindern aus der Ukraine in den Räumen einer Kirche in Frauenfeld Zuflucht zu bieten. Seither ist viel passiert:

  1. Mit der kirchen-helfen.ch Webseite haben wir ein Instrument geschaffen, über welches Kirchen und Privatpersonen sich als bereitwillige Gastgeber melden konnten. Bald 80 Kirchen, 600 Haushalte und weit über 2000 Schlafplätze werden in diesem Netzwerk vereint. Kirchen und private Gastgeber werden in diesen Tagen zu lokalen und regionalen Netzwerken zusammengeflochten, welche wertvolle Instrumente zur Bewältigung der Flüchtlingskrise bilden werden.
  2. Ein Meldesystem für Flüchtlinge wurde geschaffen und ein Case-Management Team von rund 10 Personen aufgebaut. Die Case-Manager begleiten und unterstützen die Hilfesuchenden im Rahmen unserer Möglichkeiten auf Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch. Rund 200 Hilfegesuche, die kumuliert über 2000 Personen umfassen, sind bei uns eingetroffen.
  3. In Felben bei Frauenfeld konnten wir eine Material- und Logistikdrehscheibe aufbauen, um ankommende Flüchtlinge und Kirchen zu unterstützen. Neben der Warenannahmestelle, bei der sich wiederum Kirchen und Flüchtlingsgruppen mit Material eindecken können, können wir diesen Ort auch als Durchgangsstation für ankommende grössere Flüchtlingsgruppen nutzen. So wurden alleine in der vergangenen Woche 4 Busse mit über 200 Personen bei Ankunft in der Schweiz verpflegt und versorgt und dann wiederum mit Bussen oder Privatfahrzeugen zu ihren Zieldestinationen weitergebracht.
Ein dichtes Netzwerk: Bald 80 Kirchen in unserem Netzwerk sind bereit, Menschen Zuflucht zu geben.

Etappenziel: 1000 Gäste

Aus gemeldeten ‚kalten‘ Betten sollen in den kommenden Wochen benutzte ‚warme‘ Betten werden. Rund 300 Personen konnten wir bisher schon Unterkunft geben. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, bis Anfang April 1000 Personen über das Netzwerk kirchen-helfen.ch Zuflucht bieten zu können. Wir achten dabei darauf, keine unnötige Sogwirkung in die Schweiz zu entwickeln. Es sollen Menschen kommen, die kommen wollen. Aber diese sollen kommen können. Mit dem Erreichen der 1000er Grenze werden wir dann eine Phase der Konsolidierung einläuten mit einem neuen Schwerpunkt unserer Aufmerksamkeit auf dem Begleiten und Betreuen der eingetroffenen Schutzsuchenden. Insbesondere folgende Bereiche haben wir im Fokus:

  1. Aufbau von Basiskompetenz und Fachnetzwerk zur Begleitung von traumatisierten Erwachsenen und Kindern.
  2. Aufbau von Freizeitaktivitäten und Möglichkeiten zur Gemeinschaft für die eingetroffenen Ukrainer: Regionale Treffpunkte, Gottesdienste oder Ferienangebote.
  3. Aufbau und Unterstützung von Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten
Hunderte von Privathaushalten werden in diesen Tagen mit lokalen Kirchen vernetzt

Menschen würdevoll behandeln

„Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäusevangelium Kapitel 25, Vers 40)

Diese Worte von Jesus Christus zeigen der Kirche deutlich und klar, was in der aktuellen Situation zu tun ist. Hinter den Zahlen und Statistiken der Flüchtlingsbewegung stehen die Gesichter von Menschen. Die Alleinstehende Frau, die mit ihrem Bruder mit Down-Syndrom auf der Flucht ist – und nun eine Wohnung in der Nähe von Frauenfeld gefunden hat. Die Mutter, die kurz vor Niederkunft mit ihren drei Kindern fliehen musste – und nun sicher aufgehoben bei einer Gastfamilie untergebracht ist. Die 80-jährige Seniorin, die zuvor vermutlich kaum jemals ihr Dorf verlassen hat… Die 3 wunderbaren Familien die zufälligerweise auch noch taub sind und deshalb besondere Unterstützung brauchen… Die Frau, die ihre 2 Söhne zu uns gebracht hat, nur um danach wieder in die Ukraine zu fahren, um dort für ihren schwer erkrankten Mann zu sorgen…

Wir bitten Kirchen deshalb weiterhin: öffnet eure Tore für die ‚Geringsten‘, damit sie in dieser Stunde einen besseren Platz der Zuflucht und so etwas wie Normalität erleben dürfen.

Damit diese Menschen auch in den kommenden Wochen den Schutz und die respektvolle Begleitung erfahren, welche ihnen zusteht, haben wir in den vergangenen Tagen in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Evangelischen Allianz einen Leitfaden für die Betreuung und Begleitung von Geflüchteten aus der Ukraine erarbeitet. Dieses bietet eine transparente Grundlage, wie wir als schutzgebende Kirchen und Gastgeber uns gegenüber unseren Gästen verhalten wollen.

Der Leitfaden kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: Leitfaden Flüchtlingsbegleitung

Europaweit: aus allen Ecken kommen Anfragen von flüchtenden um Unterstützung

CHF 100.- machen einen Unterschied

Aus den ersten Erfahrungen in der aktiven Unterstützung von anreisenden Flüchtlingen haben wir eine Faustregel abgeleitet: Mit einem Betrag von CHF 100.- können wir einer Person zur Anreise mit dem Bus in die Schweiz verhelfen. Dabei arbeiten wir mit Kirchen und Hilfswerken zusammen, welche in den überfüllten Grenzregionen der Ukraine aktiv sind. Natürlich versuchen wir möglichst auf die kostenlosen Züge zu verweisen, welche die Flüchtlinge bei der Anreise auch benutzen können. Doch vielen ist eine Zuganreise kaum zuzumuten. Zu gross sind die Sprachbarrieren, die geografischen Hürden oder die persönlichen Unsicherheiten und Ängste. Gerade Menschen mit geringem Bildungsstand oder anderen Nachteilen – die ‚Geringsten‘ – brauchen unsere verstärkte Unterstützung in der Anreise. Mit einer Spende von CHF 100.- können Sie dies für eine Person ermöglichen. Herzlichen Dank für Ihr Mittragen!

Hier finden sie Informationen zum Spenden: Spendenlink